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Kroatien – Inselhüpfen in der Adria

Das Übliche: Es ist noch was zu erledigen.

Mittags wollten wir losfahren, aber bis wir wirklich abfahrbereit sind, ist es doch wieder 16 Uhr. Morgen Abend wollen wir uns in Kötschach-Mauthen treffen. Da stehen dann 1111 Kilometer mehr auf der Uhr und wir haben es geschafft, weitgehend auf Autobahnen zu verzichten. Erster Abend doch noch bis Gera, am zweiten dann nach Kötschach - geht doch. Bevor ich den überteuerten Autozug zahle, fahre ich mir lieber den Hintern platt.

Nach einem lustigen Abend in Kötschach machen wir uns nunmehr zu viert auf den Weg über Slowenien nach Kroatien, schön über die Pässe und durch die kurvigen Täler. Das letzte Stück lasse ich mich vom Navi leiten. Obwohl der Tag gar nicht so lang ist, schwächeln wir Norddeutschen alle etwas: Es ist so warm! Der Sommer war vielerorts feucht, so richtig zufrieden war in Deutschland wohl kaum jemand. Und dann reden wir noch von einem warmen Spätsommer... aber kaum, dass es warm wird, ist es auch schon wieder zu warm. Ja, kann's uns denn keiner recht machen?

Nein, wir wollten es doch warm, wir müssen uns nur noch daran gewöhnen. Zum Glück hat das Hotel am Abend einen Pool. Das kühlt den heißen Kopf wunderbar ab. Das Restaurant ist zwar geschlossen, weil der Koch krank ist, aber der Besitzer lässt sich breitschlagen und macht uns eine kalte Platte mit Käse, Schinken und Oliven. Dazu kroatischer Weißwein. Ist das lecker nach so einem heißen Tag! Der Weißwein verdunstet ziemlich schnell im Abendhimmel, aber wir sind ja auch zu viert.

Am nächsten Tag

Am nächsten Morgen besuchen wir Pula: römisches Amphitheater, Stadt- mauer, Altstadt - klingt nach Besichtigungsprogramm. Wenn es nur nicht schon wieder so warm wäre. Wir schleppen uns durch die hübschen Gassen und schaffen es bis zu einem Eiscafé. Im Schatten ein Eis und einen Kaffee und andere Leute beobachten - so fühlt sich Urlaub an. Ich checke zwischendrin mal die Fährzeiten der Fähre hinüber nach Cres, die wir am Nachmittag nehmen wollen. Die um 14.15 Uhr bekommen wir bestimmt nicht mehr. Also verabreden wir einen Stopp am Aussichtspunkt bei Zagorje vor der Fähre. Für die Strecke brauche ich kein Navi, aber es hilft mir, die Ankunftsuhrzeit zu berechnen. Bei Start in Pula zeigt es 14.20 Uhr – und dann merke ich, dass es all diese merkwürdigen Geschwindigkeitsbeschränkungen mit berechnet. Kroatien hat nämlich eine sehr gewöhnungsbedürftige Ausschilderung: Durch manche Orte darf man zwar mit 70 km/h fahren, aber jede noch so einfache Kurve ist auf 30 oder 40 runtergeschildert. Da fällt man ja vom Motorrad! Also fahre ich einen normalen touristischen Stil, ohne zu heizen. Und das Navi zählt runter: Als es bei der Ankunftsuhrzeit 14.10 Uhr ist, erwacht mein Sportsgeist: Die Fähre kriegen wir noch! 14.05 Uhr sind wir am Kassenhäuschen, schnell Tickets kaufen und die fragenden Gesichter hinter mir ignorieren. Wollten wir nicht am Aussichtspunkt anhalten? Lächeln und winken!

Es war eine gute Entscheidung, denn die Insel Cres präsentiert sich gleich mal spannend. So eine karge Insel mit so wenig Grün habe ich lange nicht gesehen. An einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Nachbarinsel Krk und bis hinüber nach Rijeka lassen wir die Autos von der Fähre abziehen, um danach die Strecke fast für uns zu haben. Eine kleine Brücke verbindet Cres und Lošinj, nach rund 100 Kilometern auf diesen schmalen, langen Inseln haben wir unser Ziel Mali Lošinj erreicht. Das Hotel liegt an der Promenade. Das bedeutet Motorräder am letzten möglichen Parkplatz stehen lassen und mit Gepäck zu Fuß die Promenade entlang. Der Schweiß strömt in Rinnen oder so. Gleich mal unter die Dusche. Am Abend lernen wir die autofreie Lage dann doch schätzen: Auf der Promenade gibt es jede Menge Restaurants, wir sind mitten im Leben. Das ist nichts für Menschen, die Ruhe suchen, aber wir genießen es. Endlich mal Shorts und Sandalen. Abends!

Hitze vom Feinsten

Die nächste Station ist die Insel Krk, wo wir ausgezeichnet Fisch essen - aber richtig Kilometer haben wir nicht gemacht. Dafür hatten wir wieder Sauna-Gefühle in unseren Motorradklamotten. Nur Birgit ist fein raus: Sie hat sich extra ein Paar Motorrad-Jeans eingepackt - zusätzlich! Ich habe schon alle Inserts, Inlets und was sich sonst von meiner Jacke abbauen lässt, im Koffer verstaut, aber mir ist immer noch warm. Ein wenig Mitleid habe ich mit Regina und Michael, die zu zweit in Drei-Lagen-Laminat auf der GS kuscheln. Das Thermometer zeigt zwischendrin 34 Grad. Aber wir wollten es ja warm...

Zurück am Festland rollen wir über die Küstenstraße nach Pag. Im Norden ist die Insel über eine Fähre zu erreichen, im Süden über eine Brücke. Hier kommt so etwas wie Wüsten-Feeling auf, so karg ist die Insel. Faszinierend karg.

Auch in Trogir liegt unser Hotel mitten in der Altstadt. Wir parken die Motorräder zwischen gefühlt hundert Rollern am Altstadtring und ziehen mit dem Gepäck durch die Gassen zum Hotel. Wie in Mali Lošinj: Das muss man mögen, denn es ist alles andere als leise. Aber abends entspannt unter Palmen sitzen und noch gepflegt den Strohhalm in einen Caipi tunken, um dann zu Fuß zum Hotel zu gehen, das hat eben auch was. So lässt sich das Leben auch genießen.

Die Altstadt von Trogir ist von der UNESCO als Weltkulturerbe unter Schutz gestellt, über den nahen Flughafen von Split kommen ziemlich viele Touristen. Wir bleiben deshalb nur einen Tag und machen uns dann wieder auf den Weg. Mit rund 300 Kilometern habe ich eine eher intensive Etappe geplant, jedenfalls für die immer noch hohen Temperaturen. Im Inland ist fast gar kein Verkehr, bis Drmiš sind wir fast allein unterwegs. Wir wollen in den Krka Nationalpark. Da wurde einst der Winnetou-Film "Im Tal des Todes" gefilmt. Ich sehe auf den kargen Hängen schon immer Sioux mit Pfeil und Bogen stehen. Lass uns mal weiterfahren, hier machen wir besser keine Fotos!

Bei Roski Slap gibt es nicht nur kleine Wasserfälle, umrankt von viel Grün, sondern auch ein einfaches Restaurant im Hang, das ich noch vom letzten Besuch kenne. Mittagspause mit Schinken und Käse, ohne Wein, aber dafür mit Aussicht auf den See und den Nationalpark. Leider war das aber erst ein Drittel der Tagesetappe. Also in den Sattel und weiter über Obrovac zurück zur Küstenstraße. Am Abend ist die Insel Rab erreicht. Das Hotel liegt am Ende der Altstadt am Hafen, zentral und ruhig. Die freundliche Rezeptionistin hat einen speziellen Parkplatz für die drei Motorräder. Ob wir denn eine kleine Stufe hochfahren können? Dann hätten wir diesen Teil des Innenhofes ganz für uns allein. Gesagt, getan. So schick haben wir schon lange nicht mehr gestanden.

Man kann auch auf dem Motorrad duschen

Rab ist ruhiger als Mali Lošinj und Trogir, hat aber ähnlich viel Kultur zu bieten. Wie in so vielen historischen Städten an der kroatischen Küste ist der venezianische Einfluss deutlich zu erkennen. Kirchtürme, Stadtmauern, Palais - die Parallelen zu Italien sind nicht zu übersehen. Ich mag den Ort. Liegt es nur daran, dass wir wieder für relativ kleines Geld hervorragend essen? Liegt es an den schönen historischen Gebäuden? Oder an dem lauen Abend, den wir bei Kerzenschein draußen verbringen?

Noch einmal die Küstenstraße fahren und Rijeka durchqueren, dann ist Opatija erreicht, unser letzter Übernachtungsort in Kroatien. Am Abend sehen wir schon, wie sich Gewitterwolken aufbauen. Der nächste Morgen startet noch trocken, aber auf dem

Weg nach Bled in Slowenien fängt der Himmel an zu nässen. Erst nur ein wenig, dann immer mehr. In der Rezeption des Hotels in Bled hinterlassen wir eine große Pfütze. Am Abend reicht es noch für einen kurzen Spaziergang nach dem Essen, dann regnet es wieder.

Von Bled aus habe ich zwei Tage eingeplant nach Hause bis Mölln. Für knapp 1200 Kilometer sollte das gehen. Was wir nicht bedacht haben, war der Wettergott: Schon beim ersten Tankstopp nach 80 Kilometern - gestern Abend haben wir nicht mehr getankt - ist das erste Paar Handschuhe durch. Wir schaffen es an diesem Tag bis kurz vor Hof. Von 630 Kilometern fahren wir nur etwa 50 trocken. Der Rest ist Starkregen, Vollschüttung oder Sintflut. Und Stau auf der A8 zwischen München und Salzburg. Also runter und quer durch Bayern Richtung Regensburg. Irgendwann haben die Klamotten aufgegeben. Wasser in den Stiefeln hatte ich lange nicht. Nässebrücke zwischen Hals und Helm, da läuft die Suppe rein. Ach, war das Schwitzen doch schön!

Ralf Schröder