In Loen haben wir Pech mit dem Wetter: Es kübelt unablässig. Eigentlich wollten wir hier eine Wandertour einschieben, man soll von den umliegenden Bergen einen grandiosen Blick auf den Fjord haben. Aber die sind in fette Wolken gehüllt. So nutze ich den Tag, um am Laptop ein paar geschäftliche Dinge zu erledigen, die gemachten Fotos zu begutachten und zu sortieren. In einer Regenpause reicht es sogar zu einem Spaziergang. So ein Tag "off" hat auch was.
Fosnavåg ist nach deutschen Maßstäben ein Dorf, für Norwegen aber schon eine Kleinstadt. Fosnavåg liegt in "Kyst-Norge", in Küsten-Norwegen. In den 1970er Jahren begann die norwegische Regierung mit dem Bau von Brücken und Tunneln, um die Außenposten an der Küste an die neuen Verkehrsadern im Inland anzubinden. Das ist bei dieser unglaublich langen Küstenlinie mit tausenden von Inseln eine Mammutaufgabe. Das ambitionierte Ziel ist eine fährenfreie Küstenstraße. Was ich schade finden würde, weil die Fähren für mich dazu gehören. All das geht mir durch den Kopf, während ich durch den unterseeischen Tunnel fahre, der bei Volda die Insel Hareid mit dem Festland verbindet. Der Eiksundtunnel ist knapp acht Kilometer lang und mit 287 Metern der tiefste Straßentunnel der Welt. Es geht ziemlich stark runter. Damit nicht gerast wird, steht bergab alle 200 Meter ein Blitzer. Bergauf kann man Gas geben. Der 2008 eröffnete Tunnel wurde über Maut finanziert. Als er bereits 2014 abbezahlt war, wurde die Maut wieder abgeschafft, wie es in Norwegen üblich ist.
Die Vogelinsel Runde wollen wir noch besuchen, bevor wir nach Fosnavåg fahren. Die kleinen Inseln hier draußen sind mit Brücken untereinander verbunden und je weiter man raus ins Meer fährt, umso kleiner sind die Brücken. Die letzte Brücke nach Runde ist einspurig und hat ihre Ausweichstelle oben in der Mitte auf dem höchsten Punkt. Pro Richtung passen hier zwei PKW rein oder ein kleiner Lastwagen. Aber da vor allem Touristen zur Vogelinsel Runde fahren, verstehen sie nicht immer das Prinzip. Das führt dann zu lustigen Rangiermanövern aus denen man sich als Motorradfahrer mangels Rückwärtsgang besser raushält. Im Besucherzentrum von Runde trinken wir noch einen guten Kaffee, bevor wir nach Fosnavåg fahren. Ein kleiner Ort, der sich schick gemacht hat. "KystNorge" hat sich gemausert, die Häuser wirken propper und gepflegt. Der Wohlstand ist zurück, nicht zuletzt wegen der Werften und Zulieferer, die hier auf den Inseln sitzen.