Die benachbarte Provinz heißt Aragon. Eigentlich interessieren mich diese regionalen Grenzen nicht. Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen, weil die Provinzstraßen an jeder "Gren ze" die Nummer wechseln. Nur die Nationalstraßen sind durchgängig nummeriert. Und so halten wir uns zunächst einmal auf der N260, passieren La Seu d'Urgell mit seiner Kathedrale und den Befestigungsanlagen in einem weiten Tal, bevor es in schönen Kurven durch mehrere Schluchten geht. Am Abend schaue ich auf den Tacho: Das waren nur 270 Kilometer. Aber die kurvenreiche Strecke hat viel Konzentration erfordert, wir sind geschafft.
Der nächste Tag nach Estella ist entspannt, wir gönnen uns noch den einen oder anderen Abstecher in ein Nebental und steuern unser Ziel auf Landstraßen an. Das Hotel stellt sich als sehr originell heraus: Es handelt sich um eine ehemalige Mühle. Die Zimmer befinden sich im einstigen Speicher, in der Bar münden die Rohre, aus denen früher das frisch gemahlene Mehl schoß. Der Garten am Mühlbach ist lauschig, aber das Hotel selbst ziemlich stylish. Schilder zeigen uns, dass der Jakobsweg auch durch Estella führt. Bis Burgos werden wir nun seinem Verlauf folgen, allerdings nicht genau, schließlich wollen wir die schönsten Motorradstrecken finden.
Burgos liegt auf einem Hochplateau von rund 850 Metern Höhe und ist die Hauptstadt von KastilienLeón. Die prächtige Kathedrale ist schon von weitem zu sehen. Sie dient uns als Orientierungspunkt, denn unser Hotel liegt im Zentrum in der Fußgängerzone. Mehrfach war uns vorher versichert worden, dass die Zufahrt erlaubt ist bloß meinem Navi hat das keiner gesagt. Es lässt uns durch Gassen oberhalb des Hotels kreisen, bis ich die Geduld verliere.
An der Hauptstraße stehen Schilder und denen folge ich. Ganz einfach. Zum Glück ist es noch vor 17 Uhr und die Fußgängerzone ist leer. Siesta. Die Geschäfte haben noch geschlossen. So gelangen wir zum Hotel und erhalten einen Platz in der Hoteleigenen Tiefgarage. Schnell umziehen und den milden Frühlingstag genießen: Kurzärmelig gehen wir Richtung Kathedrale. Aber die Spanier scheinen es anders zu sehen: Sie tragen noch Daunenjacken und Winterkleidung.